Lupburger Maschkerer Verein

Der Fleck und das Fleckmannlaufen

Typische deutsche Beispiele für Flecken- bzw. Flickenkostüme bilden nach Dietz-Rüdiger Moser die "Flecklesmanner" aus Lupburg bei Parsberg.
Deren zweiteiliges Gewand entspricht recht genau dem der ,Arlecchino' aus der Zeit um 1600. Diese Lupburger Flecken, feste Bestandteile
des Faschingsbrauchtums in Lupburg, gehören somit zu den bekanntesten oberpfälzischen Fastnachtsfiguren, worauf auch andere Zeugnisse und Dokumente hinweisen.

Die Herkunft der Lupburger Fastnachtsfigur „Fleck“ liegt jedoch im Dunkeln. Zum einen ist zu lesen, daß der Brauch bis zum Mittelalter zurückzuverfolgen sei,
andererseits wird auch diese Fastnachtsgestalt mit einer Pestzeit in Verbindung gebracht: mit dem Peitschenknall soll der Fleck die Pest ausgetrieben
und durch seine Volksbelustigungen bei den Menschen neue Lebensfreude erweckt haben.

Die ältesten Dokumente über den Fleck sind Berichte von Kindheitserlebnissen eines 1868 geborenen Lupburgers.
Bereits damals gehörte das Flecklmannlaufen zum festen Brauchtum in der Lupburger Fastnacht. Die Fleck-Figur könnte demnach vom Altmühltal über Töging bis nach Lupburg
vorgedrungen sein. Zu Beginn dieses Jahrhunderts erhitzte sich ein 18jähriger „Flecklmann“ beim Lauf derart, daß er kurz darauf an einer Erkältung starb.

Um mit Kirche und Behörden nicht in Konflikt zu geraten, begann in früherer Zeit das Flecklmann-Laufen erst nach der Anbetungsstunde gegen drei Uhr nachmittags
und endete am frühen Abend.
Der Brauch war für die Ärmeren in der Bevölkerung ein willkommener Anlaß, in ein solches Gewand zu schlüpfen, um auf diese Weise auch einmal an einem reichlichen
Essen und Trinken Anteil zu haben. Das Gewand wurde dann auch noch sehr oft ausgetauscht, so dass viele Leute dessen Vorzüge genießen konnten.
Unter den Fleckläufern waren häufig Leute zu finden, die einer sozial schwachen Schicht angehörten.


Von der Figur des Fleck existieren drei Masken, zwei aus Holz und eine aus Metall.

Älteste Fleckmaske

 

Die ältere Holzmaske entstand um 1920 und wurde relativ flach gehalten.
Charakteristisch sind der herausgearbeitete Haaransatz, die schräg stehenden Augenbrauen sowie der lange, bis zum Kinn reichende Schnauzbart.
lhr Grundton ist ein kräftiges Gelb, während Wangen, Lippen und Nasenlöcher leuchtend rot, Haaransatz, Bart und Brauen hingegen grau sind.
ln den Vertiefungen wurden sie schwarz bemalt. Einen auffallenden Kontrast zum Rot der Lippen bildet die weiße obere Zahnreihe.

Die zweite Holzmaske entstand um 1950. Sie ist wohl der älteren Maske nachempfunden. Die Bemalung und Schnitzarbeit sind laienhaft ausgeführt, die Augenbrauen heruntergezogen, Schnauz- und Kinnbart aber vorhanden. Während die ältere Maske einen stupiden, ins Verärgertsein gehenden Gesichtsausdruck besitzt, strahlt die jüngere Maske Gelassenheit, Gutmütigkeit und Freundlichkeit aus.

blechmaske vorneblechmaske hinten

Die Metallmaske besteht aus Blech, das Entstehungsjahr ist nicht mehr bekannt.
Mit Sicherheit wurde sie erst in den 70er Jahren hergestellt. 
Bemalt ist sie nur auf der Außenseite, wobei Haaransatz sowie Kinn- und Schnurrbart nicht herausgearbeitet, sondern nur aufgemalt sind.
Bis etwa 1974 existierte noch eine dritte Holzmaske, die jedoch auf unerklärliche Weise verschwand.
Diese beige und ziemlich flach gehaltene Maske wies lediglich einen schwarz aufgemalten Schnurr- und Kinnbart sowie neben den Nasenflügeln zwei rote Backen auf.

Die aus grobem Sackrupfen gefertigten, zweiteiligen Gewänder haben einen sehr einfachen Schnitt. Jacke, Hose und Haube, in der die Maske eingearbeitet ist, sind mit relativ wenigen, sowohl der Form als auch der Anordnung nach unregelmäßigen bunten Stofffetzen besetzt. Ansonsten hat das Gewand keine Ausschmückungen. 

Die Peitsche, einziges Utensil des Fleck, ist eine Kutscherpeitsche, deren Stiel in der älteren Ausführung gedreht ist. 

Das Flecklmann-Laufen wird mittlerweile nicht mehr so intensiv wie früher ausgeübt Zwischen Faschingssonntag und -dienstag ist der Fleck auf den Straßen, Gassen und in den Wirtshäusem Lupburgs anzutreffen. Heute tritt er mehr als Attraktion für Touristen sowie für die Kinder und Jugendlichen auf, die ihn aus allen Gassenwinkeln oder hinter geschützten Häusermauem mit dem Neckvers „Fleck, Fleck, Fleck, hot d`Hosen vola Dreck. Wirtshaushocka! Bierolocka! Fleck, Fleck, Fleck“ necken und aus dem Gasthaus locken.
Mit großem Geschrei versuchen sie, sich vor der gefürchteten Peitsche in Sicherheit zu bringen. Hat sich der Fleck längere Zeit nicht sehen lassen, schreien die Kinder: „Flecklmann papierna, draut se nimma viera; hoda a bisserl viera gschaut, homma eam glei oane aufeghaut“. Der Fleck weiß nicht wohin er sich zuerst wenden soll um die Neckenden zu vertreiben.
Doch mit seiner Peitsche macht er sich bald Platz. Sein Peitschenknallen erschreckt die Kinder und treibt sie auseinander. Nur die Schnellsten halten ihm Stand, doch wehe, wenn er sie einholen kann. Wer vom Fleck erwischt wird, bekommt dessen Peitsche zu spüren. Diese schmerzt aber meist nicht besonders, weil die Kinder mit dicker Kleidung vorgesorgt haben. Groß ist die Freude und Gaudi, wenn der Fleck vergeblich auf die Neckenden Jagd macht. Manchmal wechselt er die Gaststätten, d. h., er zieht von einem Wirtshaus zum anderen, wo er das Bier frei hat und zuweilen auch mit einer kostenlosen Brotzeit bedacht wird. Sind die Kinder in die Häuser geflohen, verfolgt sie der Fleck nicht, denn er stört den Hausfrieden nicht. Allein die Gasse ist sein Revier. Mit dem Angelusläuten endet das Flecklaufen auch heute noch. 

Nur in den Kriegs- und Nachkriegsjahren mußte das Flecklmannlaufen unterbrochen werden. Seit 1953 wird es ohne Unterbrechung ausgeübt.
Scheinbar war es dabei zu Auswüchsen gekommen, so das sich der Marktrat in den 60er Jahren dazu veranlaßt sah, eine Verordnung für die Ausübung des Flecklaufens mit eindeutigen Anweisungen zu erlassen.


Das Flecklmannkleid, Loafa und die Peitsche sind Eigentum der Gemeinde Lupburg. Schonende Behandlung ist notwendig.
1. Der Flecklmann muss unkenntlich bleiben
2. Eigenschaften: Lebendig, lustig, nicht bös und nicht strafen!
    Laufen und springen!
3. Kleine Kinder nicht erschrecken!
4. Rechtzeitiger Wechsel unerläßlich.
5. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nicht Flecklaufen.
6. Um 18.00 Uhr ist das Laufen zu Ende.
7. Bekleidung und Loafa werden nur gegen Unterschrift ausgegeben.

 

Heute ist es für den Fleck schwieriger geworden, da es in Lupburg nur noch wenige Lokale gibt, in denen er sich ausruhen und seinen Durst löschen kann.
Für die Kinder wurde es insofern gefährlicher, da die Haustüren meistverschlossen sind. Damit verloren sie eine wichtige Fluchtmöglichkeit, weshalb sich auch nicht mehr so viele Kinder den Fleck zu necken trauen.